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Befreiung der Seele, Depressionen und Neuanfang
20.09.2014
Die Tanzkompanie der Grazer Oper hat Zuwachs! Nein, die emotionalen und vom Publikum geliebten Tänzer haben keine Babys bekommen, sondern der Ballettdirektor Darrel Toulon hat sich acht neue Küken angeschafft, die er in schöne Schwäne verwandeln will. Jedoch bringen die Küken selbst schon einen Sack voller Erfahrungen und Talente mit, wie sie bei der Premiere von TANZ NITE 1 „Die neuen Tänzer – First Solos“  unbestritten bewiesen haben.

Als Darrel Toulon seine Karriere als frisch gebackener Chefchoreograph und Leiter der Tanzkompanie der Grazer Oper begonnen hat, sagte er: "Tanz bedeutet für mich die Befreiung der Seele. Tanz erzählt Geschichten über unser Leben, schreibt Lieder über unsere Gefühle." Diese Philosophie verinnerlichend, öffneten sich die neuen Kompaniemitglieder der Tanzkompanie der Grazer Oper  dem Publikum im wahrsten Sinne dieses Wortes. Kindheitsträume, Kindheitsängste, Ängste vor dem Erwachsenwerden und vor dem Alleinsein. Alles geprägt von Depression und negativen Gedanken. Beeindruckend, wie wenig Fröhlichkeit und Entspanntheit der moderne Tanz ausdrückt. Wer glücklich ist, tanzt wohl nicht.

Herzzerreißend war das Geschrei von Kana Mabuchi und gleichzeitig beeindruckend und atemberaubend ihr Comiczeichnerstalent. Eleonora Pennacchini präsentierte ein Tanzstück, dass sie noch als Kind für ihre Schwester choreographierte, nämlich The Lobster Quadrille aus Lewis Carrolls Roman „Alice im Wunderland“. Miki Wkakbayashi nahm schon als 11-jährige alles mit dem Objektiv ihrer Kamera wahr, nun zeigte sie neben dem ihrem Tanztalent noch das Fotografie-Talent, indem sie ihre neuen Freunde aus der Tanzkompanie in unglaublichen Posen verewigte. Und Frederico Oliviera aus Portugal spiegelte mit seinen plastischen Bewegungen das portugiesische Meer wider. „When I was a child I used to dance in my room with the door locked…“, so fängt das selbst komponierte Musikstück von Alberto Cissello an. Auch sein Tanz vermittelt viel Unsicherheit und Angst, die wohl aus der Kindheit stammen. Er versucht dauernd, sich unter seinen Kleidungsstücken zu verstecken, bis er sich schlussendlich für das Offen-Sein, für das Ich-Sein entscheidet.

Gespannt warten wir auf das Winterprogramm der Grazer Oper, in dem der Neuzuwachs in geliebten Rollen zu sehen sein wird.


Foto: Werner Kmetitsch

die-frau.de