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I can’t believe I’m taking orders from a hamster…
06.09.2014
26 Jahre nach dessen Entführung durch Außerirdische findet sich der junge Antiheld Peter Quill inmitten einem ungleichen Team von Verbrechern verschiedenster Art wieder, um ein ominöses Objekt, genannt „the orb“, vor dem völkermordenden Ronan „the Accuser“ fern zu halten.

Typisch für Marvel-Comic-Verfilmungen dieserzeit scheint eine Geschichte zu sein, die sich um einen unheilvollen Gegenstand drehen (ein sogenannter „MacGuffin“, ein Objekt, das die Handlung auslöst/vorantreibt). Seit The Avengers die Kinosäle stürmten, macht es den Eindruck, als käme keine Filminstallation mehr ohne ihn aus. Bei The Avengers war es der Tesseract, bei Thor:The Dark World die sogenannte „Dark Matter“. Diese „infinity stones“, von denen es insgesamt sechs geben soll und von denen wir bereits drei kennen gelernt haben, haben alle eines gemeinsam: Man hat eigentlich keine Ahnung, was es damit auf sich hat.

Leider führt sich die Verwirrung, die sich schon in Thor:The Dark World einstellte, in Guardians of the Galaxy und ihrem „orb“ weiter. Man weiß nicht so recht, was die Regeln für den Gebrauch eines solchen infinity stones sind und ob es überhaupt welche gibt. Wenigstens ist man sich über den Sinn des in der kleinen Metallkugel befindlichen Infinity-Steines in „Guardians“ klar – er wird schlichtweg dazu verwendet, um zu zerstören. Welche Funktion(en) die übrigen Steine haben, kristallisiert sich leider in den Filmen nicht heraus. Comicbuch-Leser haben da auf jeden Fall die besseren Karten in der Hand.

Überhaupt ist die Handlung von Guardians of the Galaxy ein wenig wirr. Gerade wenn so viele Charaktere auf einander treffen, ist es wichtig, diese Personen ein wenig näher einzuführen. Dass dies eine schwere Aufgabe ist, ist klar und man möchte natürlich im Endeffekt nicht stundenlang im Kino sitzen müssen, damit alle backstories in die Erzählung einfügt werden können.

In diesem Punkt haben andere Marvel Filme wie die X-Men oder The AvengersGuardians“ viel voraus. Erstens: Vor The Avengers hatten wir eine Reihe von Einzelfilmen, die auf die Hintergründe der Mitglieder zufriedenstellend genug eingehen konnten. Zweitens sind die Figuren von Guardians of the Galaxy um ein vielfaches unbekannter als Wolverine, Iron Man und Konsorten.

Dies führt leider dazu, dass Guardians of the Galaxy zwar gut unterhält, doch nicht auf eine ausreichende Weise auf seine Helden (bzw. Antihelden) eingehen kann, was eine sehr irritierende Wirkung hat. Einfach beschreiben könnte man „Guardians“ mit: Zu viel und doch zu wenig.

Es gibt eine Reihe von Charakteren, deren backstory man gerne gehört hätte. „Guardians“ schafft es leider nicht, dies ausreichend umzusetzen. Gerade die Einführung eines Bösewichtes ist sehr wichtig, da man dessen Beweggründe verstehen möchte. Die Motive des Antagonisten Ronan („the Accuser“) erklären sich zwar aus seinem Beinamen, doch ist dessen Standpunkt nicht einmal ansatzweise nachvollziehbar. Obwohl Ronan und zum Beispiel Star Trek’s Khan vieles gemeinsam haben – Genozid betreibende Übermenschen – hält sich die emotionale Anteilnahme nach Ronans Tod mehr als begrenzt. Hätte man Ronans Antrieb nur ein wenig näher erläutert, hätte man vielleicht für ihn Interesse hegen können. Was Loki, Khan, Magneto und ähnliche für uns Zuseher zu interessant macht, ist, dass wir uns auf einem gewissen Level und bis zu einem gewissen Grad mit ihnen identifizieren können.      

Besonders schade fanden wir auch, wie wenig Information es über Gamoras Schwester Nebula gab.

Was Guardians of the Galaxy eindeutig auszeichnet und von anderen sehr unterscheidet, ist ihr Sinn für Humor. Marvel-Umsetzungen sind zwar bekannt dafür, „leichter“ zu sein als ihre Kollegen von der DC-Fabrik, „Guardians“ geht allerdings noch ein Stück weiter. Dass sich Marvel-Produktionen nicht zu ernst nehmen, ist ein Grund dafür, warum es eine stattliche Anzahl von ihnen gibt und gleichzeitig so wenige von DC Comics. Und „Guardians“ ist deutlich derjenige Kandidat, der sich von ihnen allen am wenigsten ernst nimmt.

Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass Guardians of the Galaxy die größte Anzahl an sympathischen Figuren hat, die man sich vorstellen kann. Publikumsfavoriten sind neben Peter Quill, verkörpert von Parks an Recreation’s Chris Pratt, klar Rocket und Groot.

Dass eine Figur wie Groot, dessen Wortschatz sich auf "I", "am" und "Groot" beschränkt, die größte Anhängerschaft bekommt, verwundert nicht mehr, sobald man ihn in Action gesehen hat. Dessen sanftmütige und gleichzeitig wehrhafte Art, seine Fähigkeiten sowie dessen liebevolle Interaktion mit seinem Partner Rocket Raccoon machen Groot zu einem Highlight des Filmes. Dies gilt gleichermaßen für Rocket, ein durch genetische Experimente modifizierter Waschbär mit enormem Ego.

Rocket: “Well he don't know talkin' good like me and you, so his vocabulistics is limited to "I" and "am" and "Groot," exclusively in that order.”

Rocket und Groot sind Guardians' Pendant zu Han Solo und Chewbacca – was ein weiterer Sympathiepunkt ist. Groot spricht ausschließlich "I am Groot", dennoch scheint ihn Rocket zu verstehen. Dies ist nahezu eine 1:1 Übernahme dieser Han-Chewie-Dynamik, wo der sanfte Riese unverständlich mit den Händen herumfuchtelt und sein sprechender Partner ihm so antwortet, als hätte das eben jedermann verstanden.

Regisseur James Gunn’s Bruder Sean (Gilmore Girls’ Sonderling Kirk) darf einerseits eine kleine Nebenrolle als einer von Peter Quill’s Diebeskollegen einnehmen, und ist zusätzlich der „On-Set-Rocket“ (sprich wurden dessen Bewegungen nachempfunden, ähnlich Andy Serkis‘ Rolle des Gollum in Der Herr der Ringe).

Guardians of the Galaxy ist ein buntes Gemisch aus den verschiedensten Individuen, die keine perfekten Helden sind, sondern Personen mit Fehlern und negativen Eigenschaften.

Bildhaft für das Sich-selbst-ins-Lächerliche-Ziehen des Filmes, das aus diesen Unvollkommenheiten resultiert, sind oft nur Momente, die einen zum Lachen bringen: Peter Quills Karaoke-Einlage, für die er Compsognatus-ähnliche Alien-Tierchen als Mikrofon benutzt – Compsognatus oder „Compies“, das sind die kleinen Dinos aus Jurassic Park 2, die gerne kleine Mädchen anknabbern. Und in einem äußerst dramatischen Moment der Übergabe des „orbs“ an den Collector lässt Quill diesen schlichtweg fallen.

Und dann gibt es noch Zitate wie:

Drax the Destroyer: Where did you learn to do that?
Peter Quill: I'm pretty sure the answer is "I am Groot".


Drax the Destroyer: I just wanted to tell you how grateful I am that you've accepted me despite my blunders. It is good to once again be among friends. You, Quill, are my friend.
Peter Quill: Thanks.
Drax the Destroyer: This dumb tree is also my friend.
[Groot grunts]
Drax the Destroyer: And this green whore is also...
Gamora: Oh, you must stop!


Rocket Raccoon: Can you believe they call us criminals when he's assaulting us with that haircut?


Text: Sabine Stenzenberger
Bildmaterial: © Marvel 2014, Jay Maidment
(Fotograf)

Cast
Chris Pratt… Peter Quill/Starlord
Zoe Saldana… Gamora
Dave Bautista… Drax the Destroyer
Vin Diesel… Groot (Stimme)
Bradley Cooper… Rocket (Stimme)
Lee Pace… Ronan
Karen Gillan… Nebula
Michael Rooker… Yondu Udonta
John C. Reilly… Nova Corps Officer
Glenn Close… Nova Prime
Benicio Del Toro… The Collector
Sean Gunn… Kraglin
Peter Serafinowicz… Denarian Saal

Andere, nicht im Abspann erwähnte Schauspieler:
Josh Brolin – Thanos
Alexis Denisof… The Other
Seth Green… Howard the Duck (Stimme)

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