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Don't just have a great night, have an American night!
22.02.2014
Am 28. Februar erscheint in den USA die R-Rated* Version von „Anchorman 2: The Legend Continues“. Ein neuer Trailer kündigt eine ‚supersized‘ – also übergroße – Version des Filmes an, der insgesamt 763 neue Witze enthalten soll. Diese ‚rated R‘* -Ausgabe wird für nur eine Woche gezeigt.

Regisseur Adam McKay ist dafür bekannt, seinen Schauspielern enormen Freiraum in puncto Improvisation zu geben, was darin resultiert, dass sich eine Vielzahl von Outtakes und zusätzlichen Szenen ansammeln. Sämtlichen Mitarbeitern zufolge gibt es Unmengen an Material, das für einige ein wichtiger Bestandteil für die Endversion des erscheinenden Filmes wäre, aber es dann nicht auf die Leinwand schafft. Es gäbe genug Stoff für einen mehrstündigen Film. Dabei hat die gezeigte Version von „Anchorman 2: The Legend Continues“ schon eine stolze Gesamtspiellänge von 2 Stunden. Man kann eben nicht alles verwenden, sonst wäre der Film zu lang und nicht alles, das den Machern gefällt, findet auch beim Publikum Anklang.

Anchorman 2 steht seinem Vorgänger hinsichtlich des Humors in nichts nach. Sollte man jedoch hoch gebildete und kultivierte Witze erwarten, ist man hier am falschen Platz. Unserer Ansicht nach bekommt man bei dieser Fortsetzung genau das, was einem vom Trailer versprochen wird. Auch sind wir der Meinung, die Fortsetzung kann durchaus mit seinem Vorgänger mithalten, wenn auch mit leichten Abstrichen. Doch der Kritik einiger Rezensenten, die das Ansehen des zweiten Teiles mit einem Schlag in die Weichteile vergleichen, können wir uns nicht anschießen. Anchorman 2 mag nicht intellektuell sein, jedoch muss man oftmals lauthals lachen und der Film bietet einige urkomische One-Liner.
 
„ Who the hell is Julius Ceasar? You know I don't follow the NBA!

“You know the old expression: Nope.”
 
Womit wir allerdings nicht viel anfangen können – und dies zählte zu den am meisten kritisierten Aspekten des Filmes – ist die etwas holprige Einführung eines love interests für den zurückgebliebenen Brick Tamland (Steve Carell), die ebenso geistig minderbemittelte Chani (Kristen Wiig). Das Verhältnis der beiden zueinander wirkt forciert und ist wenig komisch, und auch wenn uns Schauspielerin Kristen Wiig sehr am Herzen liegt – vorwiegend kennt man Wiig aus dem Überraschungserfolg „Bridesmaids“ (Brautalarm) – konnten wir nicht so richtig glauben, was uns hier dargeboten wurde (obwohl uns deren Nachname, der ‚Lastnamé‘ lautet, zum Lachen brachte und noch immer bringt). Etwas flach wirkt diese Beziehung der beiden und obwohl Carell und Wiig ihr bestes geben, ist das doch nicht gut genug. Am Schluss heiraten die beiden sogar. Naja…

Doch diese kleine Beanstandung hindert uns nicht daran, den Film für gut zu befinden. Anchorman 2 macht vieles richtig und ist seinem Vorgänger zwar in vielem ähnlich, kann aber dennoch noch überraschen.

Zwar gibt es durchaus Ähnlichkeiten zum ersten Teil, aber immerhin hat der Moderator Ron Burgundy ja immer noch den gleichen Beruf. Parallelen gibt es im Zusammenhang mit der psychischen Verfassung des Anchors – dieser durchläuft wie auch schon 2004 mehrere Phasen – von fröhlich-optimistisch bis deprimiert-zynisch, bis es dann schlussendlich wieder bergauf geht.

Darum könnte man auch sagen, dass „Anchorman 2: The Legend Continues“ keine besonderen Neuerungen bietet. Wenn man jedoch genauer hinsieht, ist die Geschichte um einen Sender, der sich an einem gänzlich neuen Format – der 24-Stunden-Nachrichten-Ausstrahlung – versuchen möchte, sehr spannend.

Die Geschichte beginnt damit, dass sich der ehemals erfolgreiche Ron mit der Tatsache konfrontiert sehen muss, dass sich seine Ehefrau Veronica Corningstone (Christina Applegate) als bessere Reporterin herausstellt und von Ron vor die Wahl gestellt wird: entweder er oder der Job. Gefeuert wird Ron von keinem geringeren als Mack Tannen, der von Schauspiellegende Harrison Ford verkörpert wird. Und warum? Das erfahren wir in einem Video mit Ausschnitten von Rons Eskapaden als Reporter, der nicht nur einmal die F-Bombe und ähnliches vor laufender Kamera fallen lässt.  

Natürlich erfahren wir durch einen Schnitt in die nächste Szene, dass sich Veronica für ihren Job entscheidet und so steht Ron plötzlich alleine da.

Ron: „I'm so lonely, I paid a hobo to spoon with me.”*

Doch dann wird ihm von Produzent Freddie Shapp (Dylan Baker) eine Stelle bei dem Nachrichtensender GNN – Global News Network – in New York City angeboten, die er natürlich annimmt. Dies ist insofern interessant, da es sich um ein bis dahin unbekanntes Format handelt. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, dass man die Ausstrahlung von Autoverfolgungsjagden und ähnlichem als Nachrichten bezeichnen kann. Wissensdurst wird von Sensationslust abgelöst und die wirklich wichtigen Nachrichten werden nach und nach von Dauerwerbesendungen und Star-Interviews verdrängt. Dies entspringt hier in Anchorman 2 dem Geiste Rons, der die Moderation in der Zeit von 2 bis 5 Uhr Früh übernimmt und sich so etwas überlegen muss, um die Zuseher bei Laune zu halten.

Freddie Shapp: “You're on the 2 AM to 5 AM slot.”
Ron: „What? That's the graveyard shift!“
Brick: “I ain't afraid of no ghost!“

In der Folge macht Ron die Entdeckung des Jahrhunderts: Fernsehen bietet nun den Menschen nicht mehr, was sie brauchen, sondern, was sie hören wollen - nämlich, dass Amerika das beste Land der Welt ist. Don't just have a great night, have an American night!

Dabei macht sich der Reporter nicht nur Freunde und muss sich erst einmal in seine neue Arbeitsumgebung einfühlen. Nicht nur Rons Konkurrent Jack Lime (James Marsden) macht ihm das Leben nicht gerade einfach, auch wird der Sender von einer afroamerikaneranischen Powerfrau geleitet, was für Verwirrung unter den Herren der Schöpfung sorgt.

Champ: „Ron, do what men having been doing for thousands of years and punch the woman!”

Nicht nur Indiana Jones-Darsteller Harrison Ford bekommt einen Gastauftritt in dieser schon reichlich starbesetzten Komödie. Greg Kinnear als Veronicas neuer Lover Gary, der Psychotherapeut ist, was laut Ron bedeutet, er könne seine Gedanken lesen (und dessen Figurenentwicklung am Ende des Filmes eine überraschende Wendung nimmt). Auch einen erneuten Kampf zwischen den verschiedenen Nachrichtensendern lassen sich die Beteiligten nicht nehmen. Ein Staraufgebot der Extraklasse – von Tina Fey und Amy Poehler für Entertainment Tonight bis Jim Carrey und Marion Cotillard für die kanadischen Nachrichtensender – alle sind sie dabei.

Eine weitere Parallele gibt es in der Beziehungsentwicklung Rons und Veronicas, die sich einmal lieben, dann wieder hassen, und schlussendlich doch wieder zusammenfinden.

Ron: „It doesn't matter who's fault the break-up was, I was stubborn, and you were like a mentally ill whore from the 1800's.”

Ron: “I gave you everything. My heart. My smile. My seed. And you lied to me.”

Im Großen und Ganzen bietet „Anchorman 2: The Legend Continues“ eine Reihe von neuen Schmankerln, die nicht nur einmal zum lachen bringen und war jedenfalls für uns den Gang ist Kino wert. Wir werden ihn uns sicherlich noch mehrmals ansehen.

Ron: " Is that your foot between my legs? Oh, sorry, it was my hand."



„Anchorman: Die Legende kehrt zurück“
Originaltitel: Anchorman 2: The Legend Continues


Paramount Pictures präsentiert
Eine Gary Sanchez / Apatow Produktion
Von Regisseur Adam McKay 
Leitende Produzenten: David Householter, Kevin Messick, Jessica Elbaum
Produzenten: Judd Apatow, Will Ferrell, Adam McKay
Drehbuch: Will Ferrell & Adam McKay
Regie: Adam McKay
Darsteller:
Will Ferrell... Ron Burgundy
Steve Carell... Brick Tamland
Paul Rudd... Brian Fantana
David Koechner... Champ Kind
Christina Applegate... Veronica Corningstone
Dylan Baker... Freddie Shapp
Meagan Good... Linda Jackson
James Marsden... Jack Lime
Greg Kinnear... Gary
Kristen Wiig... Chani Lastnamé
u.v.m.



Sabine Stenzenberger
Bildmaterial: © Paramount Pictures


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*Rated R: Restricted: unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erwachsenen.
spooning: Löffelchen
hobo=Obdachloser


 

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