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Callboy für reiche Frau?!
19.07.2013

Vor Kurzem habe ich auf einer Analytics Seite entdeckt, dass in letzter Zeit sehr viel nach der Wortbildung „Frauen, die für Sex zahlen“ gesucht wird. Mein Interesse wurde ebenfalls erweckt. Die erste Aussage, die mir sofort ins Auge gestochen ist, lautet: „Wenn Männer sich Prostituierte aus Puffs holen, warum sollten Frauen nicht das Gleiche tun? Wo ist sonst die Gerechtigkeit?“ Callgirls, Konkubinen, Prostituierte, Geishas sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Jedoch hört man selten von Callboys, auch Gigolos genannt. Warum also kaufen Frauen Sex? Welche Frauen sind das hinsichtlich des Alters, des sozialen Status, der familiären Situation? Und welche gesellschaftliche Klischees, Vorurteile und Meinungen haben sich ihnen gegenüber bereits herausgebildet? Diesen Fragen bin ich im Laufe meiner Recherche auf diversen österreichischen und deutschen Foren nachgegangen.

Das Thema scheint relativ neu und unerforscht zu sein. So wird ihm weit weniger auf den Grund gegangen als der weiblichen Prostitution. Die mehr oder weniger allgemeine Meinung über Frauen, die einen Mann für Sex zahlen, lautet, dass es sich dabei um ältere und reiche Frauen handelt. Oft reisen die wohlhabenden Frauen nach Brasilien bzw. in weitere südliche Länder, um die jungen hübschen Männer gegen Geld im Bett auf die Probe zu stellen.

Im "Realleben" nehmen Frauen Sex oft als eine Voraussetzung, um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Man hört von ihnen: „Sex gehört halt dazu, weil der Freund ihn braucht“. Auf den Forenseiten lese ich wahre Geschichten darüber, dass einige Frauen ihrem Freund die Reisekosten zahlen, damit er am Wochenende mit ihnen Sex hat. Nicht zuletzt gibt es genug Beispiele von Toyboys bei den Prominenten, die wohl eher als abnormal oder nur als eine neue Prominentenkrankheit gesehen werden. Madonna, Halle Berry, Susan Sarandon, Demi Moore etc. ermöglichen ihren Toyboys ein luxuriöses Leben für die Gegenleistung Sex. Ob sich diese Beziehung weibliches Geld gegen eine gute Leistung vom Freund im Bett darin äußert, dass die Toyboys nicht davonrennen, sondern mit dem Geld festgenagelt werden, ist höchst fraglich.

Die Meinungen in den Foren gehen auseinander. Die meisten User sprechen sich in diese Richtung aus: Die gut aussehenden Typen aus Südländern werden einfach nur ausgenutzt. Am nächsten Morgen kommt dann das bittere Erwachen. Die Jammereien der Frauen, die sich darüber hinaus beklagen, dass der Freund sich nur für Sex mit ihnen interessiert, sind vergessen. Keine Romantik, kein Kaffee ins Bett, kein Knutschen im leeren Kinosaal. Er will mit ihr nicht shoppen gehen. Was sie heute anhat und ob die Ohrringe zu den Schuhen passen, juckt ihn am allerwenigsten. Ist das nicht das Zusammenleben, von denen den Männern die Köpfe wehtun und wegen dem die Ehemänner „Überstunden“ in den Büros leisten? Hingegen blühen ihre Ohren sofort auf und alles bleibt stehen, sobald sie ihm “Komm, gehen wir vögeln“ ins Ohr flüstert. Und es sind ausgerechnet diese Männer, die in den Foren die Frauen verurteilen, die von einem Mann nur Sex für eine Nacht oder auch für eine zweite wünschen! Jetzt, wenn der Sex nicht mehr als Teil der Beziehung, nicht als die Möglichkeit, den Mann festzuhalten und ihn zu beglücken, funktioniert, sondern wenn eine Frau sich frei fühlt, ihr Sexleben zu genießen und dieses als ein Geschenk für sich sieht -  dann regen sich die „gütigen“ Männer auf?

Nehmen wir einen ganz konkreten Fall: Eine Frau ist seit drei Jahren in einer aufrechten Beziehung. Sie hat alles: Ihr wird Kaffee ins Bett gebracht, Blumen am Wochenende geschenkt, Spaziergänge unter den Südsee-Sternen geboten, etc. Trotz der „Vollkommenheit“ der Situation geht ihre Hand zum Hörer und sie bestellt sich einen Callboy. Und danach noch einen weiteren und noch einen. Was bewegt denn eine Frau dazu, die den gesellschaftlichen Ansichten zufolge eine erfüllte Partnerschaft hat, einen Sex"sprung" zu unternehmen? Bringt ihr Freund es nicht? Hat sie zu wenig Sex mit dem Freund oder verweigert sie Sex mit ihm, weil sie keinen Orgasmus hat? Weil sie doch einen Mann und kein Sohn braucht? Diese Fragen werden wohl erst aus der Erfahrung beantwortet werden können. Oder ist Sex von der Natur doch für die Frau und nicht für den Mann gedacht?   
 
„Ganz ehrlich, dieses Gewerbe hält so manche Ehe auch nur aufrecht!“ (gutefrage.net) Nur: Kann man diese als eine Dauerlösung betrachten oder ist das nur eine Übergangslösung? Es wird ein Doppelleben geführt: Spaziergänge und Zusammenleben mit dem Partner und Sex mit dem Callboy. In einer wird die Idylle ausgelebt, in der anderen -  dem hormonellen Drang nachgegeben. Lautet der richtige Weg nicht: „Finger weg von dem Mann, mit dem Sie zusammen sind! Wenn er es nicht bringt, dann soll er weiter üben, nur nicht auf Ihren Nerven! Der Richtige lässt sich wohl später am Horizont erblicken!“ Den Richtigen erkennt man an dem Orgasmus.

Varvara Shcherbak


die-frau.de