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Die Musterschüler rocken ab
31.10.2010
Anfangs trudelten die Leute nur spärlich am 29. Oktober in die recht überschaubare Szene Wien. Vielleicht war auch das der Grund, warum Neville Skelly, die Vorband, erst mit einer halben Stunde Verspätung anfing und sich dann mit drei Songs, bei denen er sich selber ohne Band auf der Gitarre begleitete, zum Besten gab. Schöne, sanfte, berührende Singer-Songwriter-Lieder, die Skelly mit Inbrunst vortrug, auch wenn er zwischen den Songs eher den Eindruck vermittelte, angefressen zu sein und so schnell wie möglich von den Bühne zu wollen. Was er ja dann auch tat. So dass trotz der anfänglichen Verspätung The Coral, der Hauptakt des Abends, wesentlich früher loslegen konnten.

Zuallererst stellten sich The Coral schön brav vor „We’re The Coral“, so als ob nicht der in der Zwischenzeit doch ausverkaufte Saal nur wegen ihnen dagewesen wäre. Und wenn man sich die Musiker so ansah, dann hatte man auch eher das Gefühl, eine Highschool-Band vor sich zu haben: Brave Jungs in braven Klamotten, mit braven Frisuren, alles andere, als das, was man sich von einer Rockband erwarten würde. Doch dann griffen sie in die Saiten und rockten ab.

Die Musik von The Coral ist nicht leicht zu beschreiben, eine Mischung aus Country und Rock, einige folkige Balladen, dann aber auch funkige Songs, die jeden mitreißen, mal mit akustischen Gitarren, mal die volle E-Dröhnung. Und es sind auf jeden Fall die Songs, die zählen. The Coral machen keine Show, sie stehen rum und achten selbst beim Abwischen der Stirn mit einem superweichen Frotteehandtuch darauf, dass die Haare nicht zu sehr durcheinander geraten. Doch während der Lieder legen sie los, dass es nur so eine Freude ist. Und das ist auch das Hauptmerkmal von The Coral: Es macht Spaß, es überträgt sich sofort eine gute Laune, die Zuschauer haben ein Lächeln im Gesicht und wollen mehr. Bekommen haben sie vor allem Stücke aus dem neuen Album „Butterfly House“, aber auch alte Nummern aus den letzten Jahren, angefangen beim allerersten Album „The Coral“, aus dem es eine Kurzversion von „Spanish Main“ zu hören gab, aber natürlich auch „Wildfire“ oder „Dreaming of You“.

The Coral lieferte eine richtig gute Show für Menschen, die noch auf Konzerte gehen, um mitreißende Musik zu hören, und nicht, um Tanzeinlagen und special effects und sonstige Zirkusnummern geboten zu bekommen. Aber genau dafür steht bekannterweise auch die Szene Wien.

(rb)




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